Der helige Nikolaus (ds Glasi)

Wie jedes Dorf hat auch St. Niklaus seine Geschichten und Legenden. Die wohl berühmteste ist jene des Heiligen Nikolaus, als er das Dorf vor der Verschüttung rettete.

 

Es ist auffallend, dass die Vorfahren von St. Niklaus ihre Kirche und das Dorf unter einem so steilen und zerklüfteten Berg, dem Dorftossen (im Dialekt «Dorftossu») und im Bereich eines gefährlichen Lawinenzuges bauten. Als man einst eine neue Kirche, die alte wurde verschüttet, im Feld, wo keine Gefahren drohten, bauen wollte, verschwanden jede Nacht auf geheimnisvolle Weise das Baumaterial und die Bauinstrumente. Man fand sie unter dem Dorftossen und dem gefährlichen Sparrenzug wieder. Eines Abends erzählten zwei Hirtenknaben, sie hätten im Dorftossen zwei teufelähnliche Kobolde gesehen und gehört, wie sie miteinander den Anschlag machten, den Dorftossen herunterzuwerfen, um das Tal zu verschütten. Der eine sollte unten die Stützen des Berges losgraben, der andere oben den Berg hinabstossen. Beide machten sich sogleich ans Werk. Doch es klappte nicht. Der Berg bewegte sich keinen Zentimeter. Der untere Kobold, darüber wütend, feuerte den Gehilfen an: «Choluremi zich!» («Zieh fest!»). Dieser heulte laut: «Ds Glasi laht nit!» («Der Heilige Nikolaus lässt es nicht zu!»). Weil der Heilige Nikolaus den Berg nicht herunterstürzen liess, bauten die Zaniglaser ihm zu Ehren eine Kirche wieder an der gleichen Stelle, wo die alte stand.

 

Zweifellos wurde ihr Name von jenem des heiligen Nikolaus von Myra abgeleitet, der um 350 nach Christi Geburt starb. Sein Kirchenfest wird alljährlich am 6. Dezember gefeiert. Der Name St. Niklaus wurde zuerst nur für die Pfarrei verwendet und erst im 19. Jahrhundert von Amtes wegen auf Dorf und Gemeinde übertragen.

 

Jeweils im Dezember verwandelt sich der Kirchturm der Gemeine St. Niklaus in den grössten Nikolaus der Welt (Eintrag im Guinessbuch der Rekrode 1998).